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Wenn Mitarbeiter nicht ins Unternehmen passen

Aktualisiert: vor 18 Stunden

Ich habe es einige Male erlebt, dass Mitarbeiter eingestellt wurden, die so gar nicht zur Unternehmenskultur passten. Und es nervte ziemlich. Weil schnell offensichtlich war, dass sich da jemand ins gemachte Nest setzte.


Ich erinnere mich an eine junge Kollegin. Sie kam gerade frisch von der Uni und hatte einen Ich-bin-etwas-Besseres-Habitus, der dem gesamten Team ordentlich zusetzte. Wir waren es gewohnt, alle an einem Strang zu ziehen, uns zu unterstützen und uns auf Augenhöhe zu begegnen.


Die Neue hatte schlichtweg keine Lust, sich zu integrieren.


Dem Kunden einen Kaffee zu bringen? War unter ihrer Würde.


Dem Kollegen bei hohem Versandaufkommen beim Packen zu helfen? Da werden ja die Hände schmutzig.


Dem Reinigungspersonal die Tür aufzuhalten, weil sie vollbepackt waren? Wieso dem Pöbel helfen?


Sich von uns einarbeiten lassen? Wozu? Sie wusste doch schon alles.


Die Personalauswahl hatte unser Chef mit den besten Absichten getroffen. Leider ging es trotzdem schief. Denn die Kollegin dachte nicht im Traum daran, von ihrem mitgebrachten Thron hinabzusteigen. Und da unser Chef häufig auf Dienstreisen war, bekam er davon wenig mit. Ihm gegenüber war die neue Kollegin ja auch zuckersüß, äußerst zuvorkommend und sehr beflissen.


Eine Frau, als Königin verkleidet, steht vor ihren Arbeitskollegen und erteilt Anweisungen

Also mussten wir uns als eingeschworenes Team selbst helfen. Gingen auf Distanz, besprachen mit ihr nur noch das Allernötigste. Und freuten uns wie verrückt, als der Tag kam, an dem die Kollegin auf unsere Hilfe angewiesen war. Ein von ihr im Alleingang geplantes Kundenevent stand an – und sie ging wie selbstverständlich davon aus, dass wir mit anpacken und alle für sie unangenehmen Arbeiten übernehmen würden. Wir taten nichts dergleichen und versteckten uns nun, ihrem schlechten Vorbild sei Dank, hinter unseren Aufgaben. Da war doch kein Platz für ein Extraprojekt, über das wir ohnehin erst am Vortag spärlich informiert worden waren.


Das Ergebnis: Sie ging in der schieren Flut ihrer selbstgeplanten Aufgaben jämmerlich unter. Und sie lernte an diesem Tag zwei Dinge:


  1. Die Arbeit am Kunden ist herausfordernd. Und es gehört einiges an Haltung dazu, jeden Kunden zuvorkommend zu behandeln.

  2. Ohne ein starkes Team geht es nicht. Helfende Hände und der gemeinschaftliche Gedanke „Gemeinsam schaffen wir das!“ können so manches Mal Berge versetzen.


Wenige Tage nach diesem für sie unschönen Erwachen kündigte sie. Und wir waren einfach nur erleichtert, dass der Störenfried das Feld räumte.

Denn ihr Verhalten hatte Schaden angerichtet. So setzten wir, als uns klar war, wen wir da an Bord hatten, unsere Geburtstagsrunden aus. Denn keiner wollte Geld für ihr Geschenk in den Topf werfen oder ihr auch nur alles Gute wünschen müssen. Auch Verabredungen zum After Work erfolgten plötzlich seltener und hinter vorgehaltener Hand.


Was für manchen herzlos klingen mag, war schlichtweg Selbstschutz. Wir wollten uns unser tolles Arbeitsklima nicht kaputtmachen lassen.


Das ist die Arbeitsrealität in vielen Unternehmen und Teams. Mitarbeiter müssen sich selbst schützen, weil die Führungskraft ihre Funktion als Torwächter nicht erfüllt.


Ich habe mir aus dieser Erfahrung Einiges für meine Rolle als Führungskraft mitgenommen:


  • Dass ich, egal welchen Titel ich trage, mit allen auf Augenhöhe bleibe - mir war vorher nie so deutlich bewusst, wie zerstörerisch Standesdünkel sein kann.

  • Dass ich auf mein Team und die Stimmung achte und meine Mitarbeiter um ihre Meinung zu neuen Kollegen bitte.

  • Dass ich neue Mitarbeiter hinsichtlich ihrer Integrationsfähigkeit ins Team und die Unternehmenskultur lieber einmal mehr mit einem prüfenden Blick betrachte.

  • Und dass ich, wenn nötig, auch unangenehme Gespräche führe und lieber eine Trennung herbeiführe, als mein Team hängen zu lassen.


Wie sehen Sie das: Reguliert sich das Team besser selbst oder ist das Eingreifen der Führungskraft nötig, wenn ein neuer Mitarbeiter menschlich nicht passt?


Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung dazu, gerne per E-Mail an kontakt@besserewege.de

 

Herzliche Grüße

Felicitas Jungnitsch

 
 
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