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Wirksamkeit: Was Unternehmen wirklich voranbringt

Unternehmen im deutschsprachigen Raum sind verzweifelt. Sie stellen moderne Arbeitsumgebungen mit Wohnzimmercharakter bereit, sorgen für eine Rundum-Verpflegung ihrer Mitarbeiter, bieten Sportkurse, Firmenfeiern und Team-Events an und beschäftigen Feelgood-Manager. Alles zum Wohl der Mitarbeiter.


Doch die Ergebnisse bleiben mau. Und die Stimmung bleibt im Keller.


Also wird mehr aufgefahren: Boni und Prämien werden ausgezahlt, Gutscheine verschenkt, Jobräder eingeführt, der Mitarbeiter des Monats gekürt und Coachingmaßnahmen gebucht. Dabei übersehen die Unternehmen, dass sie damit mit der Wurst nach dem Schinken werfen. Denn sie versuchen, mit kleinen und vermeintlich billigen Maßnahmen ihr großes strukturelles Problem zu lösen:


  • Anstatt allen Mitarbeitern passende Handlungsspielräume zu ermöglichen, werden ihnen Gutscheine überreicht.

  • Anstatt sich an den Bedürfnissen des Marktes und der Kunden auszurichten, werden Obstkörbe bereitgestellt.

  • Anstatt für klare Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche zu sorgen, werden Teamevents geplant.

  • Und anstatt dafür zu sorgen, dass jeder Mitarbeiter bestmöglich die Wirksamkeit seines Handelns spüren kann, werden Boni ausgezahlt.


Sie beheben ihr Problem der fehlenden Wirksamkeit nicht, sondern kleistern es mit Ersatzhandlungen, die motivieren sollen, zu. Und wundern sich, dass weiterhin nichts vorwärts geht.


Als Sündenböcke gelten wechselnd die Abteilungsleiter, die Wirtschaftslage, der Fachkräftemangel, die Inflation, die unmotivierten Mitarbeiter oder die überbordende Bürokratie.


Dabei ist das Problem klar hausgemacht: es wird nicht auf die Wirksamkeit aller Mitarbeiter gesetzt.


Das Prinzip Wirksamkeit


Wirksamkeit entsteht, wenn ein Mitarbeiter die Erlaubnis, die Mittel und die Verantwortung hat, ein Kundenproblem eigenständig zu lösen. Unternehmen und Führungskräfte, die sich an diesem Prinzip ausrichten, brauchen keine künstlichen Motivations- und Bespaßungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter.


Denn Mitarbeiter, und das meint auch Führungskräfte und Unternehmenslenker, wollen wirksam sein. Sie wollen ihr Umfeld gestalten. Sie wollen ihre Urteilskraft einbringen. Sie wollen ihre Ideen umsetzen und herausfinden, ob sie funktionieren. Sie wollen ihre Ideen zum Erfolg führen. Diese Triebfeder steckt in jedem von uns. Sie ist Teil unseres biologischen Gepäcks.


Sie kennen das, egal, ob aus Ihrem Berufsleben oder Ihrem privaten Bereich. Wenn Sie Dinge nach Ihren Vorstellungen umsetzen können, entwickeln Sie Freude und Begeisterung. Und auch, wenn sich das gewünschte Ergebnis nicht sofort einstellt, so sind Ihre Neugier und Ihr Forschergeist hellwach und Sie tüfteln oft so lange, bis Sie zufrieden sind. Jeder Eingriff von außen würde Sie dabei stören. Jede Besserwisserei und jede Bevormundung würde bei Ihnen Ablehnung hervorrufen. Und jeder Versuch, Sie künstlich zu motivieren, würde an Ihnen abprallen.


In der heutigen Arbeitswelt wird Mitarbeitern für Wirksamkeit an vielen Stellen kein Raum gelassen. Streng definierte Prozesse, unumstößliche Regelwerke, ausufernde Kontroll- und Freigabeketten, aufgezwungene Motivationsmaßnahmen und sinnlose Versuche, einer nicht selbst gestaltbaren Arbeit Sinn zu verleihen, nehmen Mitarbeitern und Führungskräften die Möglichkeit, wirksam zu sein.


Wenn ihre Ideen und ihre Urteilskraft nicht gefragt sind und keinen Raum bekommen, werden Mitarbeiter nicht für das Unternehmen und seinen Erfolg einstehen. Immer dann, wenn Menschen ihr Umfeld nicht gestalten können, wenn sie keinen Einfluss haben oder immer wieder ausgebremst werden, bricht ihre Energie weg. Deshalb versuchen Unternehmen, Motivation zu erzeugen und den Mangel an Wirksamkeit zu übertünchen.


Erfolgreiche Unternehmen sind wirksame Unternehmen


Jedes Unternehmen will erfolgreich sein. Und jedes Unternehmen muss erfolgreich sein, wenn es überleben will. Der Weg zum Erfolg führt über die Wirksamkeit. Nur wirksame Unternehmen können Ergebnisse erzielen, Kunden halten und sich an Veränderungen anpassen. Unternehmen, die hingegen Motivation erzeugen müssen, haben ihre Wirksamkeit schon verloren.


Damit Wirksamkeit entsteht, braucht es auf drei Ebenen klare Voraussetzungen:


  1. Der einzelne Mitarbeiter muss erleben, dass sein Handeln etwas bewirkt und er braucht den Handlungsspielraum, tatsächlich entscheiden und etwas verändern zu können.

  2. Jedes Team muss erleben, dass seine Arbeit ein echtes Kundenproblem löst und nicht nur interne Aufgaben verwaltet. Teams sind wirksam, wenn sie „draußen“ etwas verbessern.

  3. Das Unternehmen als Ganzes ist wirksam, wenn es Kundenanliegen schnell löst, Rückmeldungen aus dem Markt ernst nimmt und sich kontinuierlich anpasst, statt stehenzubleiben.


Wirksamkeit ist für Unternehmen eine ökonomische Notwendigkeit. Nur wer sich an die veränderten Kundenbedürfnisse anpasst, bleibt aktiver Marktteilnehmer. Und nur wer seine Mitarbeiter befähigt, Kundenbedürfnisse nicht nur wahrzunehmen, sondern ihnen auch erlaubt, die internen Prozesse entsprechend umzugestalten, hat engagierte Mitstreiter, die sich für das Unternehmen einsetzen.


Wirksame Unternehmen arbeiten nicht nur schneller, sie verursachen auch weniger Fehler und müssen ihre Mitarbeiter weniger kontrollieren. Sie werden insgesamt belastbarer. Das strahlt auch auf die Kunden aus, denn sie erleben wirksame Unternehmen als verlässliche Partner und kommen wieder.


Fehlt im Unternehmen Wirksamkeit, steigen die internen Reibungsverluste: die Arbeit stockt, Entscheidungen verzögern sich, Fehler treten wiederholt auf, Kunden werden unzufrieden und die Kosten explodieren. Am Ende steht das Unternehmen quer zum Markt und seinen Bedürfnissen, verliert immer mehr Kunden und stirbt schlussendlich.


Wirksamkeit als Führungsaufgabe


Für Führungskräfte bedeutet das, dass die Herstellung von Wirksamkeit eine der wichtigsten Aufgaben ist.


  • Schaffen Sie für Ihre Mitarbeiter Entscheidungsräume, in denen sie Verantwortung übernehmen können.

  • Stellen Sie sicher, dass es einen klaren Handlungsrahmen gibt, in dem Ihr Team frei agieren kann.

  • Stimmen Sie mit anderen Abteilungen ab, wer wofür Verantwortung trägt und wie die Schnittstellen reibungsarm gestaltet werden.

  • Sorgen Sie für so viel Kundenkontakt wie möglich. Je näher Sie und Ihre Mitarbeiter am Kunden dran sind, umso mehr Rückmeldungen erhalten Sie. Und umso besser wissen Sie, ob Ihr Handeln am Markt wirksam ist.


Dann können Sie auf jegliche Motivationsmaßnahmen verzichten. Denn Sie und Ihre Mitarbeiter brauchen keine Motivation, wenn sie wirksam sein können.

 

Im nächsten Artikel erfahren Sie, welche fünf Mechanismen Unternehmen von innen zersetzen.



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